Liebe Lilli,
Herzlichen Dank für
Deine Geduld. Beinahe hätte ich es nicht geschafft, Dir pünktlich zum
Wochenende zu antworten:
Es passiert manchmal so Vieles gleichzeitig, dass man
ich erst mal sortieren muss. Und dabei bleibt gelegentlich die eine oder andere
Aufgabe auf der Strecke, obwohl sie wichtig ist. Danke, dass Du mich erinnert
hast. Und das, obwohl Du selbst auch gerade schwer beschäftigt bist und Dich
auch noch auf Reisen befindest! Sicher haben unsere LeserInnen auch
Verständnis, wenn mal eine Antwort etwas später kommt. Ich bin Ihnen, liebe
LeserInnen, auch dafür dankbar, dass Ihr Interesse nach wie vor anhält, sogar
wächst und wir auch immer wieder neue LeserInnen begrüßen können.
Das ermutigt zum
Weitermachen, obwohl die Zeit gerade jetzt oft seeeeehr knapp wird. Im Herbst
ist nach dem Sommer scheinbar jeder mit besonders viel Energie geladen und es
entwickeln sich bedeutende Ereignisse ziemlich gleichzeitig.
In Syrien gibt es
eine ermutigende Entwicklung – die Bereitschaft, sich der internationalen Chemiewaffen-Kontrolle
zu unterwerfen zeigt, dass die Reaktion der Weltöffentlichkeit nicht ohne
Wirkung bleibt. Auch wenn vielleicht mit markigen Worten und starrköpfigem
Beharren auf der eigenen Position zunächst ein anderer Eindruck erweckt werden
soll. Gut, dass dank der neuen Medien immer mehr Menschen ihrem Friedenswillen
Ausdruck geben können und dies auch tun. Wie verschieden sie auch sein mögen
und welcher Religion sie angehören (oder nicht), es ist eben ein allgemeiner
Wunsch der menschlichen Gattung, Frieden und Freiheit zu erringen. Auch wenn es
noch so mancher politischer Aktionen bedarf, bis dieses Ziel erreicht wird – je
mehr Menschen beteiligt sind, umso näher kommen wir einer wahrhaft
humanistischen Weltkultur.
Apropos Kultur: Ein
Grund, warum ich heute mit Verspätung schreibe, ist das „Festival of Lights“
hier in Berlin. Ich wollte Dir unbedingt ein paar schöne Fotos senden. Leider
bin ich erst gestern Nacht dazu gekommen, diese Aufnahmen zu machen. Nun also:
Berlin grüßt die
Welt mit/im Licht – als Zeichen der Hoffnung und des Glücks. Trotz strömenden
Regens und eines beeindruckenden Herbstgewitters waren Tausenden unterwegs, um
dieses Ereignis gemeinsam zu feiern.[1]
© bei Karin Rasmussen
Vielleicht sind es
auch solche Bilder, die den Menschen immer wieder die Hoffnung erhalten und
ihren Mut stärken: Es sind viele, die gemeinsam Freude haben. Und die
Kreativen, die uns solche Erlebnisse erschaffen, können nur im Frieden wirken.
Für derartige Aktionen sind Energie, Geld und Geist doch viel sinnvoller
eingesetzt, als für Krieg und Streit.
© bei Karin Rasmussen
Es waren hier viele
Nationalitäten, alle Altersgruppen und ganz bestimmt eine Vielzahl religiöser
Orientierungen versammelt – mit lächelnden, glücklichen Gesichtern. Das
Gedränge war riesig, die meisten Fotos gelangen erst nach mehreren Versuchen
(nicht nur wegen des schlechten Wetters, sondern oft auch, weil ein anderer im
Weg oder im Bild stand) und dennoch waren alle fröhlich, rücksichtsvoll,
geduldig. Eine tolle Erfahrung, dass so etwas auch über mehrere Stunden
gelingen kann.
Es gab übrigens
auch eine Licht-Installation mit unserem verehrten Einstein – aber dieses Bild
ist mir leider nicht gelungen. Nun gut, ohnehin zitieren wir ihn ja oft als
Beispiel für geistige Größe und sein Bild ist wahrscheinlich weltweit eines der
bekanntesten. Da aber gerade wieder die Nobelpreisträger[2]
in allen Disziplinen beweisen, was kluge Köpfe bewirken können, durfte
natürlich auch Einstein nicht fehlen.
Und
selbstverständlich kam auch der Dom nicht zu kurz, die Kunst wurde gewürdigt –
einfach alles, was das Leben wertvoll und schön macht und die menschliche
Schaffenskraft würdigt, fand beeindruckende Darstellung. Ich hoffe, liebe
Lilli, dass auch Dir diese Bilder viel Freude machen und Dich ein wenig über
meine verspätete Antwort hinwegtrösten können.
Denn Bilder sind ja
auch im Coaching eines unserer wichtigsten Hilfsmittel um andere zu verstehen
und selbst verstanden zu werden. Und damit bin ich in meinen Gedanken schon
wieder bei ANNA.
Die konkrete ANNA
macht sich (und mir) im Moment das Leben ein wenig schwer: Immer wenn wir auf
ihre Ziele, Wünsche und Träume zu sprechen kommen, liefert sie wunderbare
Bilder! Und gleich danach kommt ein riiiiisieges ABER!!!
So, als wage sie es
nicht, ihre eigenen Gedanken ernst und wichtig zu nehmen. Als müsste sie jeden
Gedanken der ihr Freude macht, durch eine Angst oder eine Schwierigkeit
relativieren, alles Positive mit etwas gleichgroßem Negativen bilanzieren. Was
dabei übrigbleibt, ist eine graue Nullsumme. Und das führt dazu, dass sie sich
für keinen ihrer Träume oder Wünsche entscheiden kann, aus keinem ein Ziel
abzuleiten imstande ist. Dieser Prozess dauert nun schon einige Wochen. Und
meine Bitte, sich auf die Bilder der Hoffnung und des Mutes zu konzentrieren,
wird nur sehr zögerlich befolgt. Es wird noch einige Geduld brauchen, bis die
„ABER“s kleiner werden. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei diesen
„ABER“s zwar um überwindbare Herausforderungen, aber sie verschwinden eben
nicht von allein. Und das Selbstvertrauen, dies in Angriff zu nehmen und so
nach und nach mit jeder dieser Schwierigkeiten fertig zu werden, kommt auch
nicht über Nacht. Das ist zwar verständlich nach Jahren des Selbstzweifels (und
der Verzweiflung), aber daran führt nun mal kein Weg vorbei.
© bei Karin Rasmussen
Zum Glück hat ANNA
jetzt schon neue Freunde gefunden und auch erste Erfolge in ihrer neuen Arbeit.
Es sind erste Erfolge – es ist also genau wie Du schreibst: „Erst stehen sie
mit einem bunten Strauß von Wünschen, Problemen und Zielen vor der Tür. Wir
sortieren dann, wo wir anfangen können. Und dann stehen wir mitten in dieser
Herausforderung mit diesen bewundernswerten Menschen, die den Mut und Willen
haben, ihr Leben zum Besseren zu wenden.“ Wir sind also mitten im Sortieren –
und im Ermutigen. Ich bin sehr froh, dass ANNAs neue Freunde diese Arbeit
unterstützen, obwohl sie (jedenfalls die meisten von ihnen) gar nichts über
mich und meine Coaching für ANNA wissen. Es gibt ja meistens im Leben unsichtbare
Helfer. Die Licht-Künstler von „City of Lights“ und „Berlin leuchtet“ gehören
ohne es zu wissen auch dazu. Und sie wirken weit über Berlin hinaus.[3]
Auch ANNA bekommt
natürlich solche Bilder von mir – und vielleicht antwortet sie dieses Mal mit
weniger oder ganz ohne ABER. Danke übrigens für Dein Zitat von Mark Aurel! Ich
verwende es auch öfters - denn ich bin überzeugt, dass man bei den meisten
Menschen gar nicht tief graben muss, um die Quelle des Guten zu finden.[4]
Und wenn ANNA angefangen hat zu glauben, dass es ein natürliches Recht auf das
individuelle Glück und die eigene Erfüllung gibt – dann wird auch sie belohnt. Genau
wie Du bin ich davon überzeugt, dass es auch für ANNA noch ein richtig gutes
Leben geben wird! Ich bin froh und stolz, wenn ich dazu ein kleines bisschen
beitragen kann.
© bei Karin Rasmussen
In einigen nächsten
Schritten werden wir gemeinsam üben, wie ANNA erfolgreich streiten kann, statt
immer wieder verzweifelt nachzugeben. Denn „der Klügere gibt nach“ ist manchmal
eine große Dummheit, öfter noch einfach Hilflosigkeit. Und genau so wie um Frieden
und Freiheit auch ohne Gewalt gerungen werden kann, können mit der richtigen
„Streit-Technik“ viele Konflikte auf klügere Art gelöst werden.[5]
Liebe Lilli, ich
wünsche Dir sehr, dass Du bei Deiner Arbeit auch weitergenau so viel Freude und
Erfolg hast, wie Du sie in den Briefen Deiner früheren Coachees gefunden hast.
Und ich freue mich darauf, etwas über Deine Erfahrungen von Deiner jetzigen Reise
zu lesen.
Ich umarme Dich und
wünsche Dir immer neue Hoffnungslichter.
Alles Liebe, Deine Karin
[4] Mark Aurel (121-180), römischer Kaiser und
Philosoph (Stoa): „Blick in dein Inneres. Da ist die Quelle des Guten, die
niemals aufhört zu sprudeln, wenn du nicht aufhörst zu graben.“, „Das Glück
deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“ http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_mark_aurel_thema_gutsein_zitat_10933.html