Fotos: Dr. Karin Rasmussen, Saskia-Marjanna Schulz, Alexandra Gräfin Dohna

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Sonntag, 29. September 2013

Ein Hauch von Glück?

Liebe Karin,

ich bin begeistert. Absolut treffend. Ich liebe Dein Akronym ANNA.

Du hast es tatsächlich gemacht. Ich meine das Coaching mit ANNA. Das finde ich ganz grossartig! Tapfer! Und mutig! 

Wir erleben ja immer wieder, dass Menschen zu uns kommen, die ihr Leben ändern wollen. Frauen und Männer mit viel Schmerz, Wut und Un-Glück. Oft stehen sie mit einem bunten Strauss von Wünschen, Problemen und Zielen vor der Tür. Wir sortieren dann, wo wir anfangen können. Und dann stehen wir mitten in dieser Herausforderung mit diesen bewundernswerten Menschen, die den Mut und Willen haben, ihr Leben zum Besseren zu wenden.

Bemerkenswert, wie Du sie wieder und wieder mit offenen Armen liebevoll empfängst, sie gütig und mit gelebter Menschlichkeit begleitest. Von Koryphäen wie Dir können wir viel lernen!

Während meines Umzugs hier im Haus, sind mir alte Briefe und Faxe von Coachees in die Hände gefallen. Ich war sehr berührt, welche Entwicklungen sie durchlaufen haben. Und so klar wie selten habe ich gesehen: wer mutig ist und einen festen Willen hat – wer am Ball bleibt, der erlebt oft Veränderungen, die wir uns zuvor selten vorgestellt haben. Du wirst das kennen: Immer wieder kam eine „zufällige“ Wendung: eine unverhoffte Erbschaft, ein Jobangebot aus dem Land, in das man gerne auswandern wollte – auch endlich der erhoffte Kindersegen. Wer angefangen hat zu glauben, dass es ein natürliches Recht auf das individuelle Glück und die eigene Erfüllung gibt – der wird belohnt. Schon Mark Aurel (121-180), römischer Kaiser und Philosoph (Stoa), hatte das erkannt: „Blick in dein Inneres. Da ist die Quelle des Guten, die niemals aufhört zu sprudeln, wenn du nicht aufhörst zu graben.“ Er ergänzt: „Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“

Und so bin ich davon überzeugt, dass es auch für ANNA durch Dich noch ein richtig gutes Leben geben wird!


Foto: Saskia-Marjanna Schulz


S Y R I E N: Danke, dass Du meinen Friedenswunsch so nachdrücklich mit mir teilst. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie ich mich gefreut habe, dass Papst Franziskus zum Gebet für Syrien aufgerufen hat. Nicht erst zum Jahreswechsel – nein, mitten im Sommer flimmerte die Nachricht über die Ticker der Redaktionen: "Möge das Waffenrasseln aufhören. Gewalt und Krieg sind niemals der Weg des Friedens. Vergebung, Dialog, Versöhnung sind die Worte des Friedens - in der geliebten syrischen Nation, im Vorderen Orient, in der ganzen Welt." [1] Und 70.000 Gläubige standen auf dem Petersplatz und beteten! Wann hat es das zuletzt gegeben?

Gestern dann die gute Nachricht: „Einstimmiges Votum im UN-Sicherheitsrat. Syrien-Resolution verabschiedet[2]. Kein Frieden. Gewiss noch nicht. Aber die erste hoffnungsvolle Nachricht seit langer Zeit. Beten wir also weiter. Ich kann gar nicht anders als immer von Gott und vom Beten zu sprechen. Manchmal frage ich mich: Kommt es von mir – oder bin ich „erblich belastet“? Der Ahnenforscher Heinrich Altgeld/Altgelt, mein Pate, hat in unserer Familie 18 Pfarrer identifiziert.

Oder liegt es an meinem Vor-Bild Albert Einstein, der an meinem Schreibtisch milde lächelnd auf mich niederblickt? Einstein und Gott? Der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt hatte am 24. Februar 1979 den Vortrag "Albert Einstein" an der Technischen Hochschule Zürich (ETH) gehalten und sich dabei über Einsteins Gottesbild ausgelassen: "Einstein pflegte so oft von Gott zu reden, dass ich beinahe vermute, er sei ein verkappter Theologe gewesen."

Lichtblicke.


Foto: Saskia-Marjanna Schulz

 

Dein chilenischer Freund hat mich sehr betroffen gemacht. Welche menschenunwürdigen Verletzungen, Grausamkeiten und Schmerzen er erleiden musste, kann ich nur erahnen. Ich kann verstehen, dass Du schreibst: „Er war zutiefst überzeugt gewesen, dass man Gewalt mit Gewalt beantworten muss, dass dies der einzige Weg zu einer besseren Welt ist und dass man dafür auch unter Einsatz des Lebens kämpfen muss. Deshalb hatte er gekämpft. Er zitierte häufig Rosa Luxemburgs „Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, was auch oft Bertold Brecht zugeschrieben wird[2].“

Ich frage mich jedoch: Muss ein Kampf immer mit Gewalt einhergehen? Erleben wir nicht aktuell einen Kampf der Weltgemeinschaft für einen Frieden in Syrien, ohne dass ein Schuss aus dem Revolver der US-Amerikaner gefallen ist? Säbelrasseln: ja. Schiffe, die sich bewegt haben: ja. Einen mitunter wütenden Obama: ja. Aber daran ist bis jetzt noch niemand gestorben. Andererseits sehen wir, dass nicht nur Kerry und Lawrow ernsthaft kämpfen – ohne Finger am Colt. Also Kampf – selbstredend. Körperliche Gewalt? Nein!

Auch wenn noch ganz, ganz, ganz viel im Argen liegt: Es gibt eine unüb-
ersehbare Tendenz der Menschen im Laufe der Jahrhunderte mit der eigenen Aggression, der eigenen Verachtung und dem eigenen Selbsthass souveräner umzugehen. „Hexen“ landen nicht mehr auf dem Scheiterhaufen – sondern in Talkshows. Männer duellieren sich nicht mehr mit Pistolen im Morgengrauen – sondern belassen es bei nächtlichen Autorennen auf dem grossen Parkplatz vor dem Supermarkt. Lehrer, die immer noch Kinder schlagen, sind schneller als sie denken können ungewollt am Pranger in der beliebten Zeitung mit den grossen Buchstaben.

Ja, ich weiss. Es gibt noch immer Formen der Sklaverei, Zwangsprostitution und Menschenhandel. Diese Grausamkeiten werden uns täglich vor Augen geführt: Im Fernsehen, im Internet, im Radio, in Printmedien und in unserer direkten Nachbarschaft.

Ja, es gibt sie noch: die Menschen, die in ihrer Entwicklung stecken geblieben sind in ihrem Ego, in ihrer Aggression – in ihrer Hilflosigkeit – in ihrer Qual, in der sie andere Menschen quälen „müssen“.

Aber auch: ja, es gibt unendlich viele Menschen, die sich für eine bessere Welt einsetzen. In der Politik, in den Religionen und in Nichtregierungsorganisationen. Es gibt einen Kampf für Menschen. Ohne Gewalt! Es gibt Hilfe[3]: Durch Spenden, durch Patenschaften, durch Sponsoring.

Ich wünsche mir, dass es auch für Deinen chilenischen Freund Hilfe gibt.
Mahatma Gandhi hat einmal gesagt[4]: "Gewaltlosigkeit bedeutet keineswegs Ablehnung jeglicher Konfrontation mit dem Bösen. Sie ist meiner Auffassung nach im Gegenteil eine Form eines sehr aktiven Kampfes - echter als der gewalttätige Gegenschlag, dessen Wesen im Grunde die Vermehrung der Boshaftigkeit ist." Ich bin sehr seiner Meinung.

Liebe Karin, ich bin noch immer auf Reisen und kann deshalb nur nachts schreiben. 

Ich umarme Dich und wünsche Dir friedliche Träume.
Alles Liebe, Deine Lilli


Foto: Saskia-Marjanna Schulz



[1] „Zehntausende bei Friedenswache“ http://www.tagesschau.de/ausland/papst-appell100.html
[3]  Menschenrechtsorganisationen:
Die Acid Survivors Foundation (ASF) ist eine Hilfsorganisation in Bangladesch, die sich für die Opfer von Säureattentaten einsetzt
Eine Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (ACAT)
Amnesty International
Anti-Slavery International - internationale Organisation gegen die Sklaverei
European Association for Human Rights - setzt sich weltweit gegen Menschenrechtsverletzungen mit dem Schwerpunkt Todesstrafe ein
Peace Brigades International (PBI) – pbi ist eine Menschenrechtsorganisation, die durch die Präsenz internationaler Freiwilligenteams in Konfliktgebieten MenschenrechtsverteidigerInnen (MRV) begleitet
Reporter ohne Grenzen - Weltweit aktiv für freie Medien
SOLWODI - Solidarität mit Frauen in Not - SOLWODI ist die Abkürzung von "SOLidarity with WOmen in DIstress" – Solidarität mit Frauen in Not.
SOVA Center for Information and Analysis
Terre des Femmes - Menschenrechte für die Frau e. V.
Terre des Hommes – Hilfe für Kinder in Not
diAk – für einen differenzierten Umgang mit dem Nahostkonflikt
[4] Gandhi, Mahatma: Ausgewählte Texte, Hrsg. Richard Attenborough, 1993. http://www.amazon.de/Ausgew%C3%A4hlte-Texte-Richard-Attenborough/dp/344206577