Liebe
Karin,
ich
bin begeistert. Absolut treffend. Ich liebe Dein Akronym ANNA.
Du
hast es tatsächlich gemacht. Ich meine das Coaching mit ANNA. Das finde ich
ganz grossartig! Tapfer! Und mutig!
Wir erleben ja immer wieder, dass Menschen
zu uns kommen, die ihr Leben ändern wollen. Frauen und Männer mit viel Schmerz,
Wut und Un-Glück. Oft stehen sie mit einem bunten Strauss von Wünschen,
Problemen und Zielen vor der Tür. Wir sortieren dann, wo wir anfangen können.
Und dann stehen wir mitten in dieser Herausforderung mit diesen bewundernswerten
Menschen, die den Mut und Willen haben, ihr Leben zum Besseren zu wenden.
Bemerkenswert,
wie Du sie wieder und wieder mit offenen Armen liebevoll empfängst, sie gütig
und mit gelebter Menschlichkeit begleitest. Von Koryphäen wie Dir können wir
viel lernen!
Während
meines Umzugs hier im Haus, sind mir alte Briefe und Faxe von Coachees in die
Hände gefallen. Ich war sehr berührt, welche Entwicklungen sie durchlaufen
haben. Und so klar wie selten habe ich gesehen: wer mutig ist und einen festen
Willen hat – wer am Ball bleibt, der erlebt oft Veränderungen, die wir uns
zuvor selten vorgestellt haben. Du wirst das kennen: Immer wieder kam eine
„zufällige“ Wendung: eine unverhoffte Erbschaft, ein Jobangebot aus dem Land,
in das man gerne auswandern wollte – auch endlich der erhoffte Kindersegen. Wer
angefangen hat zu glauben, dass es ein natürliches Recht auf das individuelle
Glück und die eigene Erfüllung gibt – der wird belohnt. Schon Mark Aurel
(121-180), römischer Kaiser und Philosoph (Stoa), hatte das erkannt: „Blick in
dein Inneres. Da ist die Quelle des Guten, die niemals aufhört zu sprudeln,
wenn du nicht aufhörst zu graben.“ Er ergänzt: „Das Glück deines Lebens hängt
von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“
Und
so bin ich davon überzeugt, dass es auch für ANNA durch Dich noch ein richtig
gutes Leben geben wird!
Foto:
Saskia-Marjanna Schulz
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S
Y R I E N: Danke, dass Du meinen Friedenswunsch so nachdrücklich mit mir teilst.
Du kannst Dir sicher vorstellen, wie ich mich gefreut habe, dass Papst Franziskus zum Gebet
für Syrien aufgerufen hat. Nicht erst zum Jahreswechsel – nein, mitten im
Sommer flimmerte die Nachricht über die Ticker der Redaktionen: "Möge das
Waffenrasseln aufhören. Gewalt und Krieg sind niemals der Weg des Friedens.
Vergebung, Dialog, Versöhnung sind die Worte des Friedens - in der geliebten
syrischen Nation, im Vorderen Orient, in der ganzen Welt." [1] Und 70.000 Gläubige
standen auf dem Petersplatz und beteten! Wann hat es das zuletzt gegeben?
Gestern dann die gute
Nachricht: „Einstimmiges Votum im UN-Sicherheitsrat. Syrien-Resolution verabschiedet“[2]. Kein Frieden. Gewiss noch
nicht. Aber die erste hoffnungsvolle Nachricht seit langer Zeit. Beten wir also
weiter. Ich kann gar nicht anders als immer von Gott und vom Beten zu sprechen.
Manchmal frage ich mich: Kommt es von mir – oder bin ich „erblich belastet“?
Der Ahnenforscher Heinrich Altgeld/Altgelt, mein Pate, hat in unserer Familie
18 Pfarrer identifiziert.
Oder liegt es an meinem
Vor-Bild Albert Einstein, der an meinem Schreibtisch milde lächelnd auf mich
niederblickt? Einstein und Gott? Der Schweizer Schriftsteller Friedrich
Dürrenmatt hatte am 24. Februar 1979 den Vortrag "Albert Einstein" an
der Technischen Hochschule Zürich (ETH) gehalten und sich dabei über Einsteins
Gottesbild ausgelassen: "Einstein pflegte so oft von Gott zu reden, dass
ich beinahe vermute, er sei ein verkappter Theologe gewesen."
Lichtblicke.
Foto:
Saskia-Marjanna Schulz
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Dein
chilenischer Freund hat mich sehr betroffen gemacht. Welche menschenunwürdigen
Verletzungen, Grausamkeiten und Schmerzen er erleiden musste, kann ich nur
erahnen. Ich kann verstehen, dass Du schreibst: „Er war zutiefst überzeugt
gewesen, dass man Gewalt mit Gewalt beantworten muss, dass dies der einzige Weg
zu einer besseren Welt ist und dass man dafür auch unter Einsatz des Lebens
kämpfen muss. Deshalb hatte er gekämpft. Er zitierte häufig Rosa Luxemburgs
„Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, was auch oft
Bertold Brecht zugeschrieben wird[2].“
Ich
frage mich jedoch: Muss ein Kampf immer mit Gewalt einhergehen? Erleben wir
nicht aktuell einen Kampf der Weltgemeinschaft für einen Frieden in Syrien,
ohne dass ein Schuss aus dem Revolver der US-Amerikaner gefallen ist?
Säbelrasseln: ja. Schiffe, die sich bewegt haben: ja. Einen mitunter wütenden
Obama: ja. Aber daran ist bis jetzt noch niemand gestorben. Andererseits sehen
wir, dass nicht nur Kerry und Lawrow ernsthaft kämpfen – ohne Finger am Colt.
Also Kampf – selbstredend. Körperliche Gewalt? Nein!
Auch
wenn noch ganz, ganz, ganz viel im Argen liegt: Es gibt eine unüb-
ersehbare
Tendenz der Menschen im Laufe der Jahrhunderte mit der eigenen Aggression, der
eigenen Verachtung und dem eigenen Selbsthass souveräner umzugehen. „Hexen“
landen nicht mehr auf dem Scheiterhaufen – sondern in Talkshows. Männer
duellieren sich nicht mehr mit Pistolen im Morgengrauen – sondern belassen es
bei nächtlichen Autorennen auf dem grossen Parkplatz vor dem Supermarkt. Lehrer, die immer noch Kinder schlagen, sind schneller als sie denken können ungewollt am
Pranger in der beliebten Zeitung mit den grossen Buchstaben.
Ja,
ich weiss. Es gibt noch immer Formen der Sklaverei, Zwangsprostitution und
Menschenhandel. Diese Grausamkeiten werden uns täglich vor Augen geführt: Im
Fernsehen, im Internet, im Radio, in Printmedien und in unserer direkten
Nachbarschaft.
Ja, es gibt sie noch: die Menschen,
die in ihrer Entwicklung stecken geblieben sind in ihrem Ego, in ihrer
Aggression – in ihrer Hilflosigkeit – in ihrer Qual, in der sie andere Menschen
quälen „müssen“.
Aber auch: ja, es gibt unendlich
viele Menschen, die sich für eine bessere Welt einsetzen. In der Politik, in
den Religionen und in Nichtregierungsorganisationen. Es gibt einen Kampf für
Menschen. Ohne Gewalt! Es gibt Hilfe[3]:
Durch Spenden, durch Patenschaften, durch Sponsoring.
Ich wünsche mir, dass es
auch für Deinen chilenischen Freund Hilfe gibt.
Mahatma Gandhi hat
einmal gesagt[4]: "Gewaltlosigkeit
bedeutet keineswegs Ablehnung jeglicher Konfrontation mit dem Bösen. Sie ist
meiner Auffassung nach im Gegenteil eine Form eines sehr aktiven Kampfes -
echter als der gewalttätige Gegenschlag, dessen Wesen im Grunde die Vermehrung
der Boshaftigkeit ist." Ich bin sehr seiner Meinung.
Liebe Karin, ich bin
noch immer auf Reisen und kann deshalb nur nachts schreiben.
Ich umarme Dich
und wünsche Dir friedliche Träume.
Alles Liebe, Deine Lilli
Foto:
Saskia-Marjanna Schulz
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