Hallo liebe Lilli, ich begrüße
Dich zurück aus dem Urlaub!
Wow, war das ein Sommer!!!
Als wir uns am 23. Juni 2013
in die Ferien verabschiedet haben, wünschtest Du mir ein Sommermärchen und Du
hattest die „...verrückte Idee, sich im Sommer 2013 zu verabreden, um für
Silvester 2013/14 zu visualisieren und zu beten: GLÜCK FÜR SYRIEN.
Vielleicht gar über Twitter und Facebook?“
Oh Lilli, wusstest Du damals
schon, wie bitter nötig das sein würde? Wie schrecklich sich die Dinge
entwickeln würden und zu welchen wahnwitzigen Reaktionen alle Beteiligten
bereit sein würden?
Den ganzen prächtigen Sommer
lang wurde der Schrecken in Syrien über die Medien in Reality visualisiert:
Bilder von Kämpfen – bei denen man schwer erkennen kann, wer auf welcher Seite
ist. Ruinen, Einschläge von Granaten und Raketen, explodierende Fahrzeuge.
Bilder von Toten und Verletzten, Kinder, Frauen, Alte – und dazwischen Männer
mit wutverzerrten hassvollen Gesichtern, die blutige Rache schwören. Und dann
das Giftgas. Und die Kampfansage auf dem G 20 Gipfel gegen .... wen und was? Da
kann man kaum noch glauben, dass Beten hilft. Sicher: Schon das Beten allein
wäre für alle Seiten besser als kämpfen, denn dann würden wenigstens die Waffen
schweigen. Und nicht wenige Kämpfer treten ja in dieser Katastrophe mit dem
festen Glauben an, ihrem Gott zu dienen – und ihrem Volk. Sie sind zutiefst
überzeugt, das einzig Richtige zu tun. Und sie beten, ehe sie in den Kampf
ziehen, sie beten während des Kampfes und danach. Sie beten für ihre
Gefallenen. Und sie bitten Gott um seinen Segen und um den „Sieg“ – auf beiden
Seiten. Aber hat nicht gerade diese Entschlossenheit zum Kampf, diese
Bereitschaft das Leben der Anderen ebenso zu opfern wie das eigene, so gar
nichts mit GLÜCK FÜR SYRIEN zu tun?
Ich bin überzeugt, dass viele
Menschen auf der Welt lieber beten als kämpfen. Selbst die meisten überzeugten Atheisten finden es wahrscheinlich sehr viel
sinnvoller, zu beten als zu kämpfen. Und nach friedlichen Lösungen zu suchen,
statt Konflikte mit politischer Erpressung, Waffengewalt oder Giftgas
auszutragen.
© bei Karin Rasmussen
Deshalb finde ich die Idee
gar nicht so verrückt, im Falle von Konflikten die ganze Weltgemeinschaft –
warum nicht auch über Facebook, Google, Twitter und alle anderen sozialen Medien
– aufzurufen zum gemeinsamen Gebet und vor allem zur Visualisierung einer
friedlichen Streitkultur! Nicht gleich paradiesische Eintracht – sondern die kluge,
diplomatische und respektvolle Lösungssuche wäre schon ein riesiger
Fortschritt. Und ökologischer Rückbau der Waffenarsenale! Denn schließlich
lassen sich nicht nur Schwerter zu Pflugscharen machen, auch Panzer können zu
Traktoren oder Baumaschinen werden und Raketen können Maschinen antreiben: Wie
viel glücklicher könnte die Menschheit längst sein, wie viel gesünder, satter,
sicherer und klüger, wenn all die Kampf-Energie und all das Kriegs-Wissen
friedlich genutzt würde! Beten allein wird dazu freilich nicht ausreichen. Aber
es könnte ein Anfang sein. Denn gerade im gemeinschaftlichen Gebet – und in dem
Wissen, dass dies gemeinschaftlich weltweit geschieht – ist schon manche
großartige Vision einer besseren Welt zur konkreten Visualisierung eines
friedlichen Weges geworden. Martin Luther King‘s „I have a dream“ und Gandhi‘s
„Ahimsa“[1] sind
doch weltweit bekannte Beispiele des gewaltfreien Widerstandes. Und ja, auch
die deutsche Einheit – die mit den Friedensgebeten begann und in höchstem Maße
der Massenbewegung in Ostdeutschland unter dem Motto „Keine Gewalt!“ zu
verdanken ist. In all diesen Fällen hat sich für unzählig viele Menschen das
Gebet mit der Vision von friedlichen Lösungen verbunden. Es gibt sie, die Beispiele
für den Erfolg. Warum also nicht auch um GLÜCK FÜR SYRIEN, für den ganzen Nahen
Osten und für alle Konfliktregionen dieser Welt beten und visualisieren?
Ich erinnere mich an einen
Freund aus Chile. Er war in seiner Jugend seit 1973 im Widerstand gegen das
Pinochet-Regime illegal aktiv, wurde verfolgt und zum Tode verurteilt, aber er
konnte fliehen. Nach vielen Jahren im Exil – von wo aus er, in zum Teil
abenteuerlichen illegalen Aktionen, den
Kampf in seiner Heimat unterstützt hatte – erreichte ihn endlich die Nachricht
vom Ende der Pinochet-Herrschaft. Er konnte zurückkehren zu seiner Familie, in
seine Heimat und er war glücklich. Doch dann musste er leider feststellen, dass
von all seinem heldenhaften Kampf niemand Notiz nehmen wollte. Er war kein
Held. Er hatte viel riskiert, Gefahren und Entbehrungen auf sich genommen und
nun sollte all das nicht zählen? Du kannst Dir vorstellen, wie unglücklich und verbittert
er mit der Zeit geworden ist. Er war zutiefst überzeugt gewesen, dass man
Gewalt mit Gewalt beantworten muss, dass dies der einzige Weg zu einer besseren
Welt ist und dass man dafür auch unter Einsatz des Lebens kämpfen muss. Deshalb
hatte er gekämpft. Er zitierte häufig Rosa Luxemburgs „Wer kämpft kann
verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, was auch oft Bertold Brecht
zugeschrieben wird[2]. Und er war immer tief
gekränkt, wenn jemand von anderen Formen des Kampfes sprach, von friedlichen
Lösungen oder gewaltfreiem Widerstand. Das fand er lächerlich, albern, kindisch,
naiv – die Zahl der abwertenden Umschreibungen, die ihm sogar in einer fremden
Sprache einfielen, war beeindruckend. Sein Zorn war das auch.
Inzwischen hat er eingesehen,
dass es viele Formen und Möglichkeiten des Widerstandes gibt. Aber noch immer
hält er es für zwingend notwendig, Gewalt mit Gewalt zu beantworten. Und er ist
enttäuscht, dass scheinbar immer weniger junge Menschen bereit sind, für ihre
Ideale zur Waffe zu greifen. Er findet, dass Opfer gerechtfertigt sind. Denn
die Gegenseite hat es „verdient“. Er schlägt sich in jedem heißen Konflikt auf
die Seite derjenigen Kämpfer, die seiner Meinung nach die besseren Ideale
haben. Und er bricht immer noch jede Diskussion darüber ab, dass ja beide
Seiten ihre Ideale für die besseren halten. Was er vom Beten hält, kannst Du
Dir sicherlich denken. Er ist mein Freund, nicht deswegen, sondern trotzdem.
Ich werde nicht aufhören, ihn nach anderen Wegen zu fragen. Irgendwann werde
ich vielleicht verstehen können, warum er unbedingt „kämpfen“ wollte. Ob es Verzweiflung
war oder irregeleiteter Heldenmut, Ungeduld oder letzte Entschlossenheit oder
vielleicht sogar eine innere Freude an der ultimativen Auseinandersetzung? Und
ob er wirklich glaubt, dass es eine Welt ohne Krieg niemals geben wird, weil
der Mensch nicht zum Frieden geboren ist. Ich glaube, er wird mich davon nicht
überzeugen können. Ich weiß, es gibt mehr als nur einen Weg zum Glück.
© bei Karin Rasmussen
Gerade heute wo ich Dir
schreibe (07.09.2013), sind allein in Berlin wieder tausende Menschen auf der
Straße gewesen, um friedlich zu demonstrieren. Liebe Lilli, ich sehe Dich in
Gedanken an Deinem PC sitzen und als Redakteurin für das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) die Meldungen für
den „Informationsdienst Entwicklungspolitik“
schreiben.[3] Hier sind ein paar
Meldungen, die bestimmt nicht so schnell in Vergessenheit geraten werden:
„Berlin (dpa) – Mehrere tausend Menschen haben in Berlin unter dem Motto
‚Freiheit statt Angst‘ gegen staatliche Überwachung protestiert. Mit Schildern
und Transparenten wie ‚Interessante Menschen haben Geheimnisse‘ forderten die
Demonstranten am Samstag ein Ende staatlicher Überwachungsprogramme.“[4]
„Rund 2000 Menschen haben am
Samstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin für bessere Arbeitsbedingungen und
faire Renten demonstriert. Aufgerufen hatte die Gewerkschaft IG Metall
Berlin-Brandenburg-Sachsen. Die Gewerkschafter fordern unter anderem einen
Mindestlohn von 8,50 Euro, weniger Leiharbeit und höhere Renten für ihre
Branche.“[5]
„Gegner des geplanten
Hauptstadtflughafens haben am Samstag eine Menschenkette um das
Bundeskanzleramt in Berlin gebildet. Damit wollten sie gegen Fluglärm
demonstrieren.“[6]
Wie werden wohl solche
Meldungen im Ausland gesehen? Werden sie überhaupt wahrgenommen? Es wäre so
wunderbar, wenn dies als Beispiel wirken könnte! Sicher, hier geht es um
vergleichsweise „kleine“ Wünsche. Aber es geht auch schon um die Erhaltung
demokratischer Grundrechte indem man sie nutzt, weil man sie hat. Meinungs- und
Versammlungsfreiheit, Schutz der persönlichen Datenhoheit, Respektierung der
Privatsphäre und auch die Fürsorgepflicht des Staates werden zwar friedlich, aber nicht ohne Nachdruck
eingefordert. Du hast also völlig Recht, wenn Du schreibst: „Meinungs- und Versammlungsfreiheit.
Zusammenhalt, Dialog und Wahrheit sind Themen, denen sich die Menschen nach
meiner Beobachtung immer mehr verpflichtet fühlen.“ Das Bewusstsein, dass in
dieser globalen Welt keiner mehr abseits steht und nicht betroffen ist, pflanzt
sich zum Glück mit rasender Geschwindigkeit über social media fort. Danke,
Danke, Danke liebe Lilli, für die Beispiele von dem Pianisten Davide Martello und dem türkischen Choreografen Erdem Gündüz. Dass vor allem Kultur und Humor viel schneller
und intensiver wirken als martialische Kampf-Aufrufe stimmt mich hoffnungsvoll:
Nicht nur der Papst wird also zu Silvester die Menschheit zum gemeinsamen Gebet
auffordern und seinen Segen „Orbi et Urbi“ sprechen. Es werden Milliarden sein,
die nicht nur für sich selbst sondern auch für die ganze Erde um Glück und
Frieden beten. Und viele unter ihnen werden Visualisieren, wie sie sich den
friedlichen Weg dahin vorstellen. Unsere Leser – ob hochbegabt oder nicht
– sind sicher dabei! Dein Hinweis auf
Erika Schuchardt[7], ihre Studie[8]und
die ‚Krisenspirale‘ hat bestimmt einige zum Nachdenken darüber angeregt, wie
man mehr Glück auch in den Krisengebieten
und in den großen Konflikten unserer Zeit erreichen kann.
Ja, natürlich – das mit dem
Glück ist so eine Sache. Tatsächlich wünscht es sich wohl jeder, aber es versteht
auch jeder etwas anderes darunter. Für manchen reicht es schon, wenn er
unerfüllte Wünsche verspürt. Dann ist er unglücklich und glaubt, mit der
Erfüllung dieser Wünsche glücklicher zu werden. Andere leiden echte Not oder
tiefes Leid – und das größte Glück wäre, wenn dies einfach ein Ende hätte.
Diese Wünsche sind wesentlich bescheidener. Und wie Du schreibst, werden
tatsächlich „Menschen, die eine Krise erleben und durchleiden (Verlust des
Arbeitsplatzes, Geburt eines behinderten Kindes, Tod eines geliebten
Menschen, Folgen von Naturkatastrophen, Flucht u.a.m.) nicht nur gestärkt
daraus hervorkommen, sondern diese Menschen haben dann auch die Stärke, anderen
die Hand zu reichen und ihnen zu helfen.“
Irgendwie werden wir wohl
alle von dem Wunsch nach Glück getrieben, er ist ein starker Motivator. Die
meisten von uns wollen sogar nicht nur selbst glücklich sein, sondern auch
andere glücklich machen. Und da entstehen dann gleich wieder neue Konflikte,
weil andere auf andere Art glücklich sein wollen als wir uns das denken.
Deshalb sind die von Dir erwähnten Projekte in der Glücksforschung nicht nur
spannend, sie sind geradezu entscheidend für Politik, Friedens- und
Konfliktforschung. Und was mich besonders freut: der „Homo oeconomicus“, der
sein Glück angeblich allein in materiellem Zugewinn findet, hat endlich ein
paar Schrammen bekommen. Allerdings scheint mir, dass gerade diese Vorstellung
von ständiger Profitmaximierung als dem Königsweg zum Glück sich auf
Chefsesseln und in höchsten Politikerkreisen besonders hartnäckig hält. Dabei
ist schon seit Jahrtausenden klar: Glück ist zunächst und vor allem die
Freiheit von Leid und Mangel, und erst darauf aufbauend bietet das „gute Leben“
uns Glück.[9]
© bei Karin Rasmussen
Wenn ich bei dem Thema Glück
an unsere Leser – und dabei besonders an einige sich unglücklich fühlende
Hochbegabte - denke, dann halte ich es
gern mit Epikur: „Wenn du einen Menschen
glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm
ihm einige von seinen Wünschen.“[10]
Und dabei fällt mir ANNA ein.
Du erinnerst Dich? Ach so: hol Dir erst mal einen Kaffee oder Tee, denn jetzt
kommt ein spannender Bericht. Alles klar?
Also: eigentlich kannst Du
noch nicht wissen, wen ich mit ANNA meine. Denn ANNA ist ein
Synonym für Alle No Named Anderen. Dahinter verbirgt sich aber
ein realer Mensch: Die Frau, deren Hilferuf uns nach unserem letzten
Blogbeitrag vor der Sommerpause erreichte und die uns gestattet hat, ihr
Beispiel für unsere anderen Leser zu beschreiben. Natürlich möchte sie nicht mit
ihrem richtigen Namen genannt werden und das respektieren wir selbstverständlich,
deshalb nenne ich sie jetzt ANNA.
ANNA hatte gerade erst
erfahren, dass sie hochbegabt ist. Leider- wie sie schrieb. Denn ANNA ist nicht
mehr ganz jung. Sie hat schon eine ganze Menge Lebenserfahrung, mehrere
berufliche Etappen und ziemlich viele negative Erfahrungen hinter sich.
Nachdem ich mit ihr Kontakt
aufgenommen und sie gefragt hatte, welches ihrer Probleme sie im Coaching
bearbeiten möchte, antwortete sie mir:
„Während der letzten Tage habe ich ernsthaft nachgedacht, doch es
scheint dass ich immer wieder gegen eine Mauer stoße, von woher die
Gedankengänge nicht weitergehen wollen. Es gibt auch keine Gefühle dazu.
Ich habe keine Ahnung in welche Richtung ich gehen soll, will oder
wünsche. Es gibt zu viele Richtungen.
Es waren auch viele wiederstrebende Gefühle als ich
das Testresultat bekam, Freude, Triumpf, Überraschung, Erleichterung, das
Gefühl ich habe eine Diagnose bekommen, eine Last von Verantwortung auf meinen
Schultern. Reaktionen und Gefühle sowohl von meiner Erziehung, von der
Religion, von meiner Umgebung ....so viele Gefühle...“
ANNA hatte also doch Gefühle
– nur nicht für ihre Zukunft, sondern nach dem Testresultat zunächst vor allem
für ihre Vergangenheit. Und das waren überwiegend keine guten Gefühle. Sie berichtete
von Dauerkritik, Zurückweisung, ja sogar Schlägen. Schon als Kind hatte man ihr
das Gefühl gegeben, nicht gewollt, nicht „in Ordnung“ zu sein. Wie viele
Erwachsene kennen das? Zu der Generation von ANNA gehören sicher viele, in
deren Jugend Schläge einfach zur Erziehung dazu gehörten, etwas „Normales“
waren. Das war also keine glückliche Kindheit, denn sie war überhaupt nicht
frei von Leid. Umso schlimmer, wenn Strafen, Schläge und Ablehnung auch noch
unverständlicherweise erfolgten, in höchstem Maße ungerecht (weil durch kein
erkennbares Fehlverhalten ausgelöst) waren.
© bei Karin Rasmussen
Diese Kindheit konnte gar
nicht auf ein „gutes Leben“ vorbereiten. Und so hatte ANNA auch nur eine
Chance, sich ruhig und sicher zu fühlen: sie ergriff die Flucht vor ihren
Nächsten. Mancher flüchtet nach innen, wird schweigsam und ängstlich, traut
sich nichts und traut sich vor allem nichts zu. Andere flüchten nach außen,
wollen einfach nur weg und das möglichst schnell und weit. ANNA tat beides:
Wann immer sie konnte und durfte, war sie als Kind im Wald, der verbarg und
beschützte sie. Und sobald sie alt genug war, verließ sie ihr Elternhaus für
immer. Aber bis dahin war sie schon so eingeschüchtert, so selbstunsicher, dass
ihr einziger Wunsch „weg von hier“ ohne Ziel war. Seitdem kämpft sie sich
durchs Leben mit dem Versuch, möglichst wenig aufzufallen. Sie weiß bis heute
nicht genau, was sie sich selbst zutrauen kann. Sie arbeitet härter und länger
als andere, um nicht kritisiert zu werden. Sie geht bis an die Leistungsgrenze
und darüber hinaus – und ist doch niemals sicher, das Richtige zu tun.
Liebe Lilli, Du kennst von
Deinen Coachees ähnliche Schicksale. Es ist kein Krieg und keine Hungersnot,
keine Naturkatastrophe und keine schwere Krankheit. Und doch ist es so
leidvoll, ungeheuer schmerzhaft, voller Verzweiflung. ANNA will nun endlich, so
sagt sie, ihr Leben selbst bestimmen. Nachdem sie weiß, dass sie nicht „zu
dumm“, nicht „einfach unfähig“, sondern im Gegenteil sogar überdurchschnittlich
intelligent ist. Nur weiß sie vorläufig noch nicht, wie das aussehen könnte.
Und sie weiß auch nicht, ob sie es schafft. Aber, da bin ich ganz sicher, in
ihr steckt eine große Kraft. Sie kann nicht nur schneller und komplexer denken
als andere, sie ist durch ihre bösen Erfahrungen auch ziemlich widerstandsfähig
gegen Schwierigkeiten geworden.
Jetzt arbeiten wir gemeinsam
daran, ihre ureigenen Potenziale zu erkennen. Sie hat schon auf sehr vielen
Gebieten bewiesen, dass sie mehr als andere kann. Und sie hat auch bewiesen,
dass sie mehr leistet als andere. Sie hat immer getan, was andere für notwendig
hielten. Nur Spaß hat es ihr selten gemacht. Vor lauter Anstrengung und
Pflichterfüllung hat sie danach auch nicht gefragt. Das tun wir jetzt.
Denn für ANNAs Glück ist es
ganz wichtig, dass sie Freude empfindet bei dem was sie tut. Und dass sie
erlebt, wie andere sich daran freuen, dass gerade sie gerade dies auf genau
ihre Art tut. Ich werde dabei besonders darauf achten müssen, dass ANNA nicht
nach ihrem alten Muster zu viel von sich selbst verlangt. Ganz im Sinne von
Epikur wird sie lernen müssen, ihren Wunsch nach der absoluten Bestleistung zu
kontrollieren. Vor allem dort, wo es gar nicht um ihre eigenen
Leistungsansprüche geht, sondern wo sie wieder mal jemand anderen beeindrucken
will, damit dieser sie nicht kritisiert. Ich werde ihr helfen zu erkennen, wie
reich sie durch sich selber ist – und wie wertvoll. Sie wird zuallererst daran
arbeiten, ihrem inneren Frieden und ihrer persönlichen Freiheit näher zu
kommen. Und dabei wird sie dem Wunsch zu widerstehen lernen, nun IMMER ALLES
richtig zu machen.
© bei Karin Rasmussen
Liebe Lilli, Du schreibst: „Auch
wenn einzelne Menschen, Völker und Kulturen etwas anderes unter Glück verstehen
als andere – so gibt es doch Gemeinsamkeiten: Glück muss m.E. assistiert werden
von Frieden und Freiheit. Oder kannst Du Dir ein wirkliches Glück in Unfreiheit
und im Unfrieden vorstellen?“ Nein – das kann ich nicht! Im Gegenteil: Ich bin
wie Du überzeugt, dass Frieden und Freiheit sogar wichtiger sind als alles
andere. Und dass es für das Glück des Einzelnen ungeheuer wichtig ist, die
eigene Freiheit zu kennen und zu schützen. Gewaltfrei, aber hartnäckig. Deshalb
meine ich, zum Glück gehört auch die Freiheit, Nein zu sagen. Und das heißt
gleichzeitig, auch ein „Nein“ von anderen ertragen zu lernen. Auch das gehört
dazu, wenn wir den Weg zum Glück visualisieren: Den anderen so zu akzeptieren
wie er ist. Wie seltsam und fremd er uns auch erscheinen mag – wir sehen in
seinen Augen wahrscheinlich auch nicht „normaler“ aus! Und wenn wir darüber
nicht glücklich sind, ist er es wahrscheinlich auch nicht! Wir sollten also
nicht müde werden, den Menschen immer wieder zu sagen und zu zeigen:
·
Glück kann man
lernen,
·
Glück kann man gemeinsam
und voneinander lernen und lehren und
·
Glück kann und
muss man immer wieder gemeinsam schaffen!
Denn Glück ist so eine
empfindliche Sache, leicht zu zerstören und selten von Dauer. Es ist etwas, was
sich ständig verändert und was nur durch Veränderung Bestand hat.
Lass uns also nicht nur bei
ANNA dazu beitragen, dass die notwendigen Veränderungen in Richtung Glück
führen!
Liebe Lilli, ich umarme Dich!
Und ich freue mich, dass wir
jetzt wieder öfter voneinander hören/lesen können.
Möge es bald ein friedlicher
(wenn auch stürmischer) Herbst werden
Deine Karin
[2]
http://www.zitate-online.de/literaturzitate/allgemein/1085/wer-kaempft-kann-verlieren-wer-nicht-kaempft.html
[3] Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ)
[7] Erika Schuchardt:
Krisenspirale/ Krisen-Management-Interaktionsmodell
[8] Schuchardt, Erika: Warum
gerade ich...? - Leben lernen in Krisen - Fazit aus Lebensgeschichten eines
Jahrhunderts. (Kurzinhalt) http://www.prof-schuchardt.de/aktuelles/veroeffentlichungen/subpages_warum/kurzinhalt.htm
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_des_Gl%C3%BCcks
[10] http://www.operone.de/spruch/epiku.php