Fotos: Dr. Karin Rasmussen, Saskia-Marjanna Schulz, Alexandra Gräfin Dohna

Translate

Samstag, 19. Januar 2013

Das Erfolgsgeheimnis des amerikanischen Professors


Liebe Karin,

das war eine gelungene vorweihnachtliche Überraschung: drei neue Strophen für den Hochbegabungssong! (1) Meine Bewunderung! Hier noch einmal zum Mitsingen:

„Ich war nie wirklich klein, das hab ich nur gedacht.
So wie ich bin, bin ich o.k. Die Klarheit gibt mir Kraft.
Ich mach mich nicht mehr klein, ich zeige was ich kann.
Weil es so viel zu tun gibt, pack ich es mutig an.

IQ kann dabei helfen, ich nutze was ich hab –
und gebe so das Beste für alle andern ab.
Die andern können auch sehr viel, ich nehme gerne an.
Was andere so leisten ist auch sehr gut getan

Niemand wird klein geredet – ob schön, ob jung, ob klug
Wir brauchen jeder jeden, zu tun gibt es genug.
So kann ein jeder wachsen nach seinem Potenzial
Was er für andre leistet, ist seine eigne Wahl!“

Selbstbewusstsein. Selbstsicherheit. Selbstvertrauen.
Altruismus. Respekt. Wertschätzung.
Vision. Evolution. Freiheit.

Grossartig!

Und dann war da noch Deine Geschichte von „Du bist gut!“ (2), die sich als Motivation perfekt anschliesst. Danke.

Warum ist das nicht selbstverständlich, dass Menschen denken: „Ich bin gut!“? Warum kommen Menschen erst gar nicht auf den Gedanken? Und wenn er sich einschleicht – warum bekommt er dann gleich die gelbe – wenn nicht die rote – Karte? Klar, Zweifel sind auch gut. Reinigend. Klärend. Also nützlich. Aber immer?

In Biografien grosser Persönlichkeiten lesen wir auch von Zweifeln. Von Misserfolgen. Von Problemen, die nicht bewältigt werden konnten. Aber überwiegend von einer soliden Selbstsicherheit, Selbstannahme und Selbstvertrauen.

Eine solche Persönlichkeit habe ich einmal erleben dürfen. Und gefragt, was das Erfolgsgeheimnis ist. Und das kam so:

In den 90er Jahren forschte unser Institut gemeinsam mit einem deutschen Wirtschaftsmagazin nach den Ursachen des Erfolgs. So wollten wir u.a. wissen, wer in den internationalen Medien als „Papst auf seinem Gebiet“ deklariert wird. Das war damals noch etwas aufregender als heute: die Welt von Google war noch nicht geboren. Und so stiegen wir in die Archive, in die Bibliotheken und fragten Experten am Telefon. Einer dieser „Päpste“ war ein amerikanischer Wissenschaftler. Er hatte vier Studiengänge absolviert. Promoviert. Habilitiert. Professor und stellvertretender Rektor einer Universität. Weltweit wurde er als Coach und Berater angefragt. Irgendwann kam er auch nach Deutschland.

Im Laufe der Recherche lud er mich zu seinen deutschen Freunden ein. Wir sprachen auch über Persönliches und so fragte ich ihn: „Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?“ Er musste lachen. Und wollte zunächst nicht wirklich darauf antworten. Er meinte, die Frage sei zu intim. Leider war ich hartnäckig. Nun, sagte er, mein Vater. Ihr Vater? „Ja, mein Vater.“

Als er die Fragezeichen in meinen Augen sah, wurde er deutlicher: „ Mein Vater hat mir als Kind gesagt: ‚Da oben im Himmel gibt es den lieben Gott. Und Du, mein Sohn, bist ein kleiner ‚Lieber Gott.‘ Und immer, wenn ich nicht weiter wusste, eine Prüfung bestehen musste oder so richtig Probleme hatte  - dann sagte ich mir: Du bist ein kleiner ‚Lieber Gott‘. DU schaffst es!“

Ich war nicht so erstaunt wie mein Gegenüber es erwartet hatte. Ich hatte einen Lehrer. Der legte uns einen Bibelsatz aus dem Psalm 82 ans Herz: „Ich habe gesagt: Götter seid ihr, und Söhne des Höchsten seid ihr alle…“ (3) und ergänzte, dass auch die Töchter gemeint sind. WOW! Wir sind alle Götter?

Später habe ich dann bei Johannes 11.22 nachgelesen, was das bedeuten kann. Ich las: „Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben …“ (4)

Nee, das stimmt doch nicht. Besser gesagt: Es stimmt nicht immer. Aber: Von was ist es abhängig, dass Wünsche erfüllt werden? Liegt es daran, wie, wann und/oder für wen oder was ich bitte?

Selbstbewusstsein.
Foto: Saskia-Marjanna Schulz (11)


Ich schaute mal wieder bei unseren Lieblingsdichter Johann Wolfgang von Goethe rein und bekam hier eine klare Antwort: „Ich darf sagen, ich kam nie leer zurück, wenn ich unter Druck und Not Gott gesucht hatte.“ Also ist Gott so eine Art „Notarzt“? Die 112 für unsere Seele?

Nicht nur, wenn man Voltaire glauben will: „Ich habe bisher nur ein einziges kurzes Gebet zum Herrn gesprochen: ‚Oh Herr, bitte mache alle meine Feinde recht lächerlich.‘ Und Gott erhörte mich.“

Plausibel erscheint mir, was Hildegard von Bingen sagt: „Wenn du willens bist, zu Gott zu eilen, wird er dir helfen.“

Aha! Man muss sich helfen lassen wollen.
Oh, das ist Schwerstarbeit für Hochbegabte.




Selbstsicherheit. Selbstvertrauen.
Foto: Saskia-Marjanna Schulz


Aber nicht für alle, wie DER SPIEGEL einmal zu berichten wusste(5). Die Rede ist von Dr. Chauncey Crandall (6),  einem „hoch trainierten Herzspezialist“.  An der Palm Beach Cardiovascular Clinic in Florida betet er „regelmäßig mit seinen Patienten“ (5). Er legt „ihnen die Hand auf die Stirn“ und bittet „mit fester Stimme um göttlichen Beistand“.

Sein Credo: "Das Leiden bekämpfen wir mit konventionellen Methoden, aber auch mit Gebeten." Hilft es? Chauncey Crandall erinnert sich. An einen Mann mit schwerem Herzinfarkt, der bereits 40 Minuten ohne Puls war: "Sein Gesicht, seine Arme, seine Beine waren schon ganz schwarz. Ich sagte, lasst uns aufhören, da ist kein Leben mehr." Aber dann betete Crandall. Ordnete eine letzte Elektroschockbehandlung an – kurze Zeit später: "Und plötzlich zeigte der Monitor einen perfekten Herzschlag."

Ach Karin, wie könnte unser Leben sein, wenn wir die Freiheit hätten, frei zu denken. Wenn wir nicht gebunden wären an die negativen Elemente unserer Sozialisationen. Wenn wir uns befreien könnten von unseren destruktiven Glaubenssätzen – „Ich bin nicht gut genug. Und (deshalb) habe ich auch nichts Gutes verdient“ u.a.m. Wenn wir offen wären und uns die Erlaubnis geben könnten, selbst zu denken.



Vision. Evolution. Freiheit.
Foto: Saskia-Marjanna Schulz



Wie wäre es, wenn wir einfach (wieder) singen:


  • “Die Gedanken sind frei“ (7) – danke, dass Du uns daran erinnert hast.
  • Marius Müller Westernhagen: „Freiheit“ (8)
  • Unheilig: „Freiheit“ (9)

Wer frei sein will, muss auch mutig sein. Zum Beispiel den Mut haben zu fragen: Welche Chancen haben wir, frei zu sein – wenn dies unser Wille ist? In der PRAXIS können wir uns an die Nicolaikirche in Leipzig erinnern - 1989. In der THEORIE mal bei dem Philosophen Niccolò Machiavelli, dem „Denker der Krise“ (FAZ), nachfragen. Ja, bei DEM Niccolò Machiavelli, dessen Name manchmal nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert wird. Es ist der Niccolò Machiavelli, der 1513 den Leitfaden für das AUSÜBEN DER MACHT verfasste: „Der Fürst“ (Il Principe) (10). Achtung: Weltliteratur!

Und dieser Machiavelli sagte einmal zum Thema Freiheit: „Wisst ihr denn nicht, dass keine Gewalt den Willen der Freiheit bändigt?“

Hoffnung?
Hoffnung!

Aus unserem kuschelig verschneiten Dorf grüsse ich Dich von Herzen,
Deine Lilli

PS Danke für den Buchtipp: ‚Erlebe Deine Kraft‘ von Thomas Schneider und Karl Werner Ehrhardt! Das Buch liegt schon im Koffer und freut sich mit mir auf meine nächste Lese-Reise.

3 „Nun sag, wie hast du‘s mit den Göttern?“ Eine Forschungsgeschichte zu Ps 82. Diplomarbeit von Sebastian Diez, „die am 05. Mai 2009 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eingereicht wurde.“
Siehe dazu auch den Textauszug des Internet-Angebots der Deutschen Bibelgesellschaft, gemeinnützige kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts: „Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten …“ http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/bibelstelle/Psalm%2082,0/
5 Religion und Medizin. Im Namen der heilenden Kraft
6 Dr. Chauncey Crandall http://chaunceycrandall.com/
Siehe auch: Free mp3 - Leonhard Cohen: Die Gedanken sind frei! http://freiklick.at/index.php?option=com_content&task=view&id=109&Itemid=61
8 Marius Müller Westernhagen: Freiheit http://www.youtube.com/watch?v=queDnG9ZeNk
10 Macchiavellis Buch vom Fürsten by Niccolò Machiavelli http://www.gutenberg.org/ebooks/39816 Siehe auch: Eine Analyse des XVII. Kapitel des "Fürsten" von Matthias Paskowsky
11 Saskia-Marjanna Schulz http://yesbusinesscoach.blogspot.de/