Fotos: Dr. Karin Rasmussen, Saskia-Marjanna Schulz, Alexandra Gräfin Dohna

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Samstag, 21. Juli 2012

In die Forschung einsteigen? Oder lieber TUN?


Liebe Lilli,

Meine Hochachtung! Du schreibst: „Bevor ich in die Forschung einsteigen kann, gilt es, unsere aktuellen Arbeiten zu einem guten Ende zu führen.“ 

Klar, ich wusste schon, dass Du verantwortungsvoll mit Deiner Zeit und Deinen Aufgaben umgehst. Aber Dir gelingt offenbar auch etwas, was vielen Hochbegabten schwerfällt, nämlich keine Zersplitterung durch immer neue reizvolle „Ablenkungen“ zuzulassen.

Besonders dann, wenn man mittendrin steckt in einer nun schon vertrauten Aufgabe, wenn das Ergebnis in sicherer Nähe scheint und „nur“ noch ein paar Bausteine fehlen, stürzt mancher sich gern in die nächste aufregende Herausforderung. Es scheint so, als wäre der tatsächliche Abschluss einer Aufgabe, der nachweisbare Erfolg nicht mehr reizvoll genug, um auch diese letzten Schritte zu tun und den Sieg (in Deinem Sinne den Sieg über sich selbst) tatsächlich zu erreichen. Man ist ja sicher, dass man ihn erreichen KÖNNTE!

Woher kommt diese Sicherheit?  Ist es Wunschdenken oder Flucht vor der anstrengenden Alltäglichkeit, z. B. in Form von Prüfungen, Abschlussarbeiten oder Berichten? Ich muss immer schmunzeln bei diesem Zitat: „Jede Tätigkeit des Geistes ist leicht, wenn sie nicht der Wirklichkeit untergeordnet werden muss.“(1) 


Einerseits  ist diese unbeschwerte Leichtigkeit des Geistes eine wichtige Voraussetzung für Kreativität, Innovation und Empathie. Andererseits ist es oft wie in Deinem Beispiel: ein bekannter Fabrikant wollte in seiner Stadt ein Haus für die Öffentlichkeit bauen. Man hatte Euch ein Problem präsentiert. Und die „ganz einfache Hausfrau“ wie sie sich selbst nannte, hatte Euch die Lösung GESCHENKT??? Es war wohl eher die IDEE zu einer Lösung, ein echtes Geschenk, mit Leichtigkeit des Geistes erzeugt, weil unbeschwert von praktischen Grenzen! Und die Umsetzung der Idee war dann wieder mit vielen alltäglichen Mühen und Widerständen verbunden – aber am Ende eben doch mit einem großen Erfolg für viele Menschen. Und weil die Idee ja ein Geschenk gewesen war, wird diese „einfache Hausfrau“ außer in Deiner Erinnerung und vielleicht auch noch im Bewusstsein einiger weniger Betroffener kaum noch Erwähnung finden. 

Denn als LEISTUNG wird selbstverständlich eher die Bereitstellung der Finanzen, die Erstellung des Bauplanes, der Erwerb und die Erschließung des Geländes, der Bau des Hauses, dessen Ausgestaltung und nicht zuletzt die sinnvolle Nutzung, also die mühsame Meisterung des Alltäglichen gewertet. Es ist wieder ein praktischer Beweis für die tiefe Wahrheit unseres gemeinsamen Lieblingsdichters: „Dass sich das größte Werk vollende, genügt ein Geist für tausend Hände.“(2) Nur was wäre dieser Geist ohne die Hände?

Und eben das erleben viele Hochbegabte: Sie haben tolle Ideen, nützliche, sinnvolle, für viele Menschen vorteilhafte Vorschläge – und können diese mit nur ihren eigenen zwei Händen natürlich nicht umsetzen. Aber um die „tausend Hände“ zusammen zu führen, sind sie nicht anerkannt und angepasst genug – und zu „bescheiden“, um es jemals zu werden.

Deshalb bin ich geradezu begeistert von Deiner Idee, die Organisationstalente aufzurufen, ein Netzwerk von Helfern zu bilden, um gute Ideen auch in die Tat umzusetzen.

Ich habe allerdings große Zweifel, dass unter denen, die sich dazu bereit finden, viele Hochbegabte sein werden! Denn HELFEN heißt TUN. Und das scheint mir etwas zu sein, was sich nur wenige Hochbegabte zutrauen oder wünschen. Ich habe für diesen Zweifel mehrere Gründe: Nicht nur, dass bisher nur eine sehr magere Reaktion auf meine Frage zu unserem Forschungsprojekt erfolgte („Lass uns doch gleich diese Frage an unsere LeserInnen stellen: Wer können die möglichen Partner und Geldgeber sein?“). Nein, auch sonst erlebe ich wie Du eher das Gegenteil:

Es beginnt auch bei mir häufig mit: „Sie machen doch sowas mit Hochbegabung.“ Und dann gibt es die Lebensgeschichte. Nun will „man“ als Hochbegabter endlich erzählen, was „man“ alles weiss, kann und schon gemacht hat – und wie wenig das anerkannt wurde. Aber dass man ja eigentlich gar nicht um der Anerkennung willen....

Ja, spät erkannte Hochbegabte kommen schwer aus der Tarnung und wissen meist nicht genau, was sie ändern wollen sollen – sie haben nur das Gefühl, etwas ändern zu müssen. Ist das gefühlte Verpflichtung zur Nutzung der Hochbegabung oder ein Versuch der Selbst-Erlösung aus erlittenem Unverständnis?

Aber eines ist allen gemeinsam: Sie wollen alle gefördert werden! Nur wissen sie selbst nicht wie, von wem und wohin!!! Ist es Neid? „Ich will auch, me too“ – weil die Gerechtigkeit es verlangt? Die anderen kriegen mehr als ich? Oder ist es die erlebte Hilflosigkeit – ich kann alleine nichts bewegen und brauche dringend Hilfe, um die Partner zur Umsetzung meiner Ideen zu finden?

Selbstredend müsste diese Förderung entweder ohnehin freiwillig und kostenlos erfolgen oder schlimmstenfalls vom Staat organisiert und bezahlt werden.

Du schreibst, dass Du im Laufe Deines Lebens immer wieder Menschen getroffen hast, die gerne anderen Menschen helfen. Im Krankenhaus, in einem Hospiz. Oder in Bildungseinrichtungen. Ja, das kenne ich auch. Das wollen auch viele Hochbegabte, die selbst riesige Probleme haben. Bei denen man den Eindruck gewinnen kann, dass Anderen „helfen“ eine Flucht vor den eigenen Problemen ist! Dass sie sich selbst Wichtigkeit beweisen wollen durch Lösungen für die „kleinen“ Probleme der Anderen, und dabei die eigenen Probleme als unlösbar dämonisieren (als Hochbegabter dürfte man doch gar keine Probleme haben)???

Ein grandioser Gedanke, die Einen mit den Anderen zusammen zu bringen. Die Lösungen für die Probleme von Hochbegabten durch Hochbegabte suchen und finden zu lassen! Und dann auch gleich noch das Netzwerk für die „tausend Hände“ zu installieren. „Das Leben selbst führt uns nach und nach, von Fall zu Fall, zu der Wahrnehmung, dass alles das, was uns für unser Herz oder für unseren Geist das Allerwichtigste ist, uns nicht durch vernunftmäßige Überlegung zuteil wird, sondern durch andere Mächte.“ (3)


Genau dafür könnte unser Forschungsprojekt wichtige Anregungen geben. Aufschluss darüber, was Hochbegabte wirklich brauchen um sich ganz und gar zu zeigen. Ohne sie damit in ein bürokratisiertes, abrechnungszentriertes Fördersystem zu zwingen. „Alles, was unseren Geist befreit, ohne uns die Herrschaft über uns selbst zu geben, ist verderblich.“ (4)

Ich hoffe wie Du, dass sich doch noch interessierte LeserInnen finden und melden, die an unserem Forschungsprojekt mitwirken wollen. Oder Helfer für das ganz praktisch-alltägliche Problemlösen auf Hochbegabten-Art. Menschen, die im Sinne Kennedys nicht fragen, was ihr Land für sie tun kann – sondern, die sich fragen, was sie für ihr Land (ihre Mitbürger/innen) tun können.


„Andere Menschen sind Objektive, durch die wir unseren eigenen Geist lesen.“ (5)


Und auch wir werden gemeinsam weiter denken und planen.


Liebe Lilli, auch wenn wir beide wegen anderer Aufgaben im Moment nicht in großen Schritten mit unserem Forschungsprojekt vorankommen und von dem versprochenen, nun endlich kommen sollenden, Sommer kaum etwas haben werden, so bin ich doch glücklich über unseren Gedankenaustausch. Ich wünsche Dir viele tatkräftige Partner und Helfer, beglückende „Siege“ und gelegentlich doch umfassende Erholung

Herzlichst
Deine Karin


(1) Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Bde. 1-3, 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2000, S. 2114 (Sodom und Gomorra)   ISBN: 3518397095

(2) Johann Wolfgang von Goethe: Werke - Hamburger Ausgabe Bd. 3, Dramatische Dichtungen I, Faust II, 11. Aufl. München: dtv, 1981, S. 346 (Mitternacht, 11509-10)      ISBN: 3423590386

(3) Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Bde. 1-3   Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2000, S. 3326

(4) Johann Wolfgang von Goethe, Werke - Hamburger Ausgabe Bd. 8, Romane und Novellen III, Wilhelm Meisters Wanderjahre

(5) Ralph Waldo Emerson, Essays and Poems
(Original englisch: Other men are lenses trough which we read our own minds.)
Ralph Waldo Emerson: Essays and Poems, New York: Barnes & Noble, 2004, S. 281

Sonntag, 8. Juli 2012

Wie eine Hausfrau den Lebenstraum eines Fabrikanten rettete


Liebe Karin,

grossartig! Ganz Grossartig! Wie Du Dich begeistern kannst. Ich spüre die Forschungsfreude durch Deine Zeilen hindurch. Das wirkt auf mich sehr ansteckend. 

Obwohl ich dazu einen kleinen Wertmutstropfen beitragen muss: Ich habe die Verantwortung für laufende Projekte – und vor allem für die Menschen, die in diese Projekte eingebunden sind. Bevor ich in die Forschung einsteigen kann, gilt es, unsere aktuellen Arbeiten zu einem guten Ende zu führen.

Aber wir können gemeinsam weiter denken und planen. So bin ich dankbar, dass Du den Appell an unsere Leserinnen und Leser gegeben hast: Wenn Sie Lust und Zeit haben an diesem Projekt mitzuarbeiten, so schreiben Sie uns per Mail. Danke, dass nun alle diese Mails bei Dir auflaufen dürfen.

Du hast so eine praktische Ader – das liebe ich an Dir: „Lass uns doch gleich diese Frage an unsere LeserInnen stellen: Wer können die möglichen Partner und Geldgeber sein?“

Und Du hast so etwas Selbstverständliches: „Tatsächlich werden so auch Träume in manchmal zähem Ringen mit dem Gewohnten, Althergebrachten verwirklicht. Sie werden zu Zielen von sozialen, kulturellen, politischen Bewegungen. Und diese Ziele motivieren und verbinden. Nicht nur im Großen, oft auch in kleinen Alltäglichkeiten.“

Das Alltägliche. Genau. Dazu möchte ich Dir eine Geschichte von einem hochbegabten Mann erzählen. Nennen wir ihn „Herrn Müller“.  Es dauerte vier oder fünf Telefongespräche bis ich erfahren konnte, was  Herr Müller mir sagen wollte. Solche Art von Gesprächen kommen mit schöner Regelmässigkeit. Und ich denke: Du wie auch unsere Kolleginnen und Kollegen erleben ähnliches.

Es beginnt mit: „Sie machen doch sowas mit Hochbegabung.“ Und dann gibt es schüchtern verpackte Informationen. Und schliesslich – wenn Vertrauen gefasst wurde – gibt es die Lebensgeschichte. Nun darf „man“ als Hochbegabter auch erzählen, was „man“ alles weiss, kann und schon gemacht hat. Es sind übrigens bis jetzt immer die Männer, die so etwas verhalten um nicht zu sagen sybillinisch – geheimnisvoll-rätselhaft – daherkommen.

Herr Müller erzählte mir von seinen Erfindungen. Und wie diese Erfindungen Arbeitsplätze geschafft und besseres Leben ermöglicht haben. Und nun brauche er selbst Hilfe, um sein Leben selbst in den Griff zu bekommen. Trotz ärztlicher Betreuung käme er nicht so richtig von der Stelle.

Er wirkte etwas chaotisch. Diffus. Hilflos. Fragen wollte er nicht wirklich beantworten. Was wollte er?

Es schien, dass er einen Menschen suchte, der ihm aufmerksam zuhörte. Zunächst. Aber irgendwann konnte er es auf den Punkt bringen: Förderung. Er wollte gefördert werden. Als hochbegabter Mensch - doch irgendwie wie ein Kind, das an die Hand genommen werden will. Mir fiel unweigerlich der Spruch ein: „Eine 1+ in Mathe – aber die Schuhe nicht alleine zubinden können.“

Selbstredend sollte diese Förderung vom Staat organisiert und bezahlt werden.

Ein paar Tage später sass ich im Zug. Wieder einmal musste die Fahrt unterbrochen werden, weil ein Mensch sich auf dieser Strecke das Leben genommen hatte. Warum kann so vielen Menschen nicht geholfen werden?

Ich weiss nicht warum, aber ich musste an Herrn Müller denken. Er schien so unfassbar nach einer „Dea ex macchina“  zu suchen. Wie die Iphigenie von Euripides?  Die in der gleichnamigen Tragödie von einer Gottesgestalt in die Freiheit geführt wurde. Ein Happy End wie im Märchen?

Ich fragte mich, ob es nicht irgendwo einen Menschen geben würde, der ihm helfen könnte.

Im Laufe meines Lebens habe ich immer wieder Menschen getroffen, die gerne anderen Menschen helfen. Im Krankenhaus, in einem Hospiz. Oder in Bildungseinrichtungen.

Wieder andere Menschen würden es gerne tun. Aber ihnen fehlt das Selbstbewusstsein. Der Mut. Die Courage. Sie sagen: Wer bin ich schon? Ich – ich bin doch nur eine einfache Hausfrau. Was kann ich denn schon tun?

Dazu möchte ich Dir eine Geschichte erzählen, die ich Ende der 80er Jahre erlebt habe. Eines Tages klopfte ein Marketingleiter an unsere Tür. Er hatte irgendetwas von mir gelesen und meinte, ich könne ihm helfen. Sein Chef – ein bekannter Fabrikant in seiner Stadt – wollte sich einen Lebenstraum erfüllen. Er wollte ein Haus für die Öffentlichkeit bauen. Es sollte ein ganz besonderes Haus sein. Originell. Einladend. Ein offenes Haus für viele Menschen.

Irgendwie kam der Plan ins Stocken. Und von uns wurde nun erwartet, dass wir  eine Lösung liefern. Ich hatte damals eine neue Methode in der Marktforschung entwickelte und so bot ich ihm an, seine Fragen in unsere Testreihe einzuarbeiten. Mit dem Einverständnis der Probandinnen (Hausfrauen) filmten wir, damit die Diskussionsentwicklung gut nachvollziehbar wurde.

Wir waren mitten drin als ich fragte: „Und wie sollte ein solches Haus aussehen?“ Pause. Dann – wie aus der Pistole geschossen eine der anwesenden Hausfrauen: XYZ (Beschreibung des Hauses)! Ich habe heute noch Gänsehaut, wenn ich an diese Antwort denke. Genial! Und sie schob noch hinzu: Und es sollte genau da und da stehen! Applaus von der ganzen Gruppe. Der Filmmensch hatte Tränen in den Augen.
                                                                                               
Bauaufsicht? Ordnungsamt? Denkmalschutz? Kein Gedanke daran. Ob eine solche Form des Hauses erlaubt sein würde? Keine Frage. Ob dieses Grundstück frei war? Bezahlbar? Unbeirrt blieb die Hausfrau bei ihrer Idee.

Man hatte uns ein Problem präsentiert. Und eine Hausfrau hatte uns die Lösung geschenkt. Eine „ganz einfache Hausfrau“ wie sie sich selbst nannte. Keine Architektin im Mutterschutz. Keine Denkmalschützerin. Keine Kunststudentin.

Du kannst es Dir schon denken: Das Haus wurde gebaut. Genauso wie die Hausfrau es beschrieben hatte. Es steht genau an dem Platz, den sie ausgesucht hatte. Und es gibt in dieser Stadt kaum ein Kind, das dieses Haus nicht kennt. Alle lieben es.

Und Du wirst auch schon wissen, warum ich Dir die Geschichte erzählt habe: Geschätzte 99% der Hochbegabten wissen nicht, dass sie hochbegabt sind. Aber hin und wieder bricht es dann doch durch. Ganz selbstverständlich. Bei Hausfrauen, Postbeamten, Verkäuferinnen, Altenpflegern, Polizistinnen, Rentnern, Hebammen, Lehrern, Fluglotsinnen, Bankern, Friseurinnen, Fotografen, Tierärztinnen …

Das erinnert mich an den „Panther“ von Rilke:

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe 
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, 
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille 
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.“

Manchmal zeigen sich die Hochbegabten. Mag sein, dass ein Stimulus sie weckt. Oder ihre innere Stimme sie ruft. Dann stehen sie auf. Fast überrascht von sich selbst. Und überrascht, dass andere Menschen das nicht genau so sehen können. Und in dem nahenden Bewusstsein, eine Sternminute ausgelöst zu haben, verschliessen sie sich wieder.

Ach könnte man sie doch locken, sich ganz und gar zu zeigen.

Und nun schliesst sich der Kreis zu Herrn Müller. Und zu all den anderen, die sich immer wieder an Menschen wenden, die „etwas mit Hochbegabung zu tun haben“.

Es gibt nicht nur die Menschen, die Hilfe suchen. Es gibt auch die, die gerne helfen würden. Die es können. Die sich gerne die Zeit nehmen würden. Denen aber hier und da der Mut fehlt auf eben diese Menschen zuzugehen. Oder die nicht wissen, dass es solche Hilfesuchenden gibt.
                                                                              
Ich möchte hiermit anregen, dass sich die Organisationstalente angesprochen fühlen. Die Frauen und Männer, die wissen wie ein solcher Kreis aufgebaut und geführt werden kann. Die im Sinne Kennedys nicht fragen, was ihr Land für sie tun kann – sondern, die sich fragen, was sie für ihr Land (ihre Mitbürger/innen) tun können. Die Menschen, die eine Leidenschaft spüren und anderen bei der Geburt ihrer Talente zur Seite zu stehen wollen. Bis sie alleine auf den eigenen Talentfüssen stehen können. Ich möchte diesen Menschen sagen: Liebe Menschen! Bitte melden. Hochbegabte warten schon auf Sie!

Ich wünsche mir, die Menschen können gerade diesen Appell von Goethe hören: „Habt doch endlich einmal die Courage, euch den Eindrücken hinzugeben, euch ergötzen zu lassen, euch rühren zu lassen, euch erheben zu lassen, ja euch belehren und entflammen zu lassen.“

Liebe Karin, und damit bin ich auch schon beim „Siegen“. Denn mein Siegen hat etwas mit dem „Siegen über sich selbst“ zu tun. Ich könnte auch sagen: Über den eigenen Schatten springen. Wie oft haben wir uns etwas vorgenommen. Wie oft wollten wir uns etwas angewöhnen, abgewöhnen oder einfach „es tun“. 

Und wie zufrieden sind wir, wenn wir es endlich erreicht haben. Das kann ganz alltägliche Lebensumstände betreffen: Den Keller aufräumen, wieder mit dem Sport anfangen oder endlich den einen wichtigen Brief schreiben. Sich selbst besiegen. „Es“ endlich geschafft zu haben. Ist das nicht ein Sieg, den wir uns alle wünschen? Pedro Calderón de la Barca sagte einmal: „Der größte Sieg: sich selbst besiegen.“

Aber auch im Sport und Spiel darf es für mich um Siege gehen. Oder auch um Siege im Sinne Platons: „Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt.“ 
Ach, Karin. Ich denke, darüber werden wir wohl noch mal diskutieren.

Herzlichst
Deine Lilli